Ein Wort vorweg
Ratten sind gesellige, soziale Tiere und brauchen dringend den Kontakt zu Artgenossen (mind. drei Ratten in einem Rudel!). Ratten können in
gleichgeschlechtlichen (nur Rättinnen oder nur Böcke), aber auch in gemischtgeschlechtlichen Gruppen/Rudeln gehalten werden. Um unnötige
Vermehrungen zu vermeiden, muss ein Geschlecht kastriert werden. Kastrationen sind bei Böcken einfacher durchzuführen und daher üblich.

Wichtige Fragen vor der Anschaffung

  • Ratten werden nur ganz zahm, wenn Sie sich täglich mit ihnen beschäftigen – haben Sie soviel Zeit?
  •  Ratten sind kein Kinderspielzeug. Sind alle Familienmitglieder mit dem neuen Hausgenossen einverstanden?
  •  Wohin mit dem Ratten im Urlaub?
  •  Die Ratten möchten einen sauberen Käfig und täglich frisches Futter und Wasser – können Sie das gewährleisten?
  •  Haben Sie evtl. andere Haustiere, die den Ratten gefährlich werden können – oder denen die Ratten gefährlich werden wie z.B. Vögel oder Fische? (zahme Ratten brauchen Auslauf )
  • Nahezu jedes Haustier wird irgendwann einmal krank, sind sie bereit die hohen Tierarztkosten zu zahlen, auch wenn sie den geldlichen „Wert“ oder Anschafftungswert der Tiere bei weitem übersteigen?
  • Ratten zerlegen bei ihrem Auslauf evtl. Ihre Couch, ihre Zimmerpflanzen, Ihre Lieblinsbücher, die Fernsehzeitung, reißen Ihre Tapeten von den Wänden, zernagen Kabel oder fressen ihr Lieblingsshirt. Sind Sie bereit dazu?

Geschichte

Die Vorfahren unserer Heimtierratten stammen aus dem Ural und wanderten vermutlich auf Handelsschiffen und zusammen mit siedelnden Menschen vor über 200 Jahren auch nach Deutschland ein. Da sie Vorratschädlinge sind, versuchten die Menschen sie natürlich aus ihren Kornkammern zu vertreiben und es wurden früh Fangprämien ausgesetzt. Schon bald erkannte man, dass sich die gefangenen und gezähmten Wanderratten ruhiger und leicht zu halten sind und sich damit leider sehr gut für die Forschung eignen. Sie wurden in der Folge im großen Stil für die Versuchslabore gezüchtet. Es stimmt nicht, dass die Tiere gezielt Gene eingezüchtet bekamen, die Krebs auslösen. Tatsache ist schlicht, dass viele Nager (auch Mäuse, Hamster und Meerschweinchen) im Alter Krebs bekommen.

Daten

Farbratten werden durchschnittlich 2 bis 3 Jahre alt und erreichen eine Größe von etwa 22 -26 cm Länge (ohne Schwanz). Dieser misst zusätzlich
etwa 18 – 22 cm. Weibchen wiegen meist zwischen 200 und 400 g, Böcke meist zwischen 250 und 650 g.

Ratten leben normalerweise in großen Gruppen/Rudeln zusammen. Deshalb sollten auch in der Heimtierhaltung immer mehrere Tiere zusammen gehalten werden (mind. 3 Ratten). Da Ratten fremde Ratten nicht ohne Weiteres in ihrem Rudel dulden, sind Regeln bei der Rudelzusammenstellung und bei der Vergesellschaftung einzuhalten, informieren Sie sich bitte unbedingt bei einem Spezialisten bevor Sie Ratten zusammenführen!

Ratten sind zwischen der 5. und 6. Woche fortpflanzungsfähig sie sollten nach 4 ½ – 5. Wochen nach Geschlechtern getrennt werden. Bei Rattenböcken sind die Hoden sehr gut zu erkennen. Bei Weibchen ist der Abstand zwischen Geschlechts und Afteröffnung geringer als bei Böcken, außerdem sind die Zitzen zu erkennen.

Ein Heim für Ratten

Meist wird ein Käfig mit den Mindestmaßen: Breite 50 x Länge 80 x Höhe 80 cm, mit Etagen für 2 – 3 Ratten als ausreichend empfohlen. Aber diese Empfehlung geht eher auf die Mindestmaße der Käfige die im Handel leicht zu bekommen zurück, nicht auf das, was Ratten wirklich brauchen.

Das Mindestmaß ist nicht gleich das optimale Maß! Ratten müssen sich viel bewegen können, das können sie in so einem Käfig nicht!

Empfohlen wird für die Rattenhaltung eine große Voliere. Es ist notwendig, bei einer Höhe über 80 cm durchgehende Zwischenböden einzubauen, damit die Ratten nicht zu tief fallen können. Versetzt angebrachte Etagen reichen ebenfalls aus, die Tiere sollten nicht tiefer als 50 cm fallen können! Gerade bei Rangstreitigkeiten oder Vergesellschaftungen können Ratten sonst sehr unglücklich fallen und sich verletzen.

Eine große Grundfläche ist Ratten angeblich nicht so wichtig. Das stimmt aber eigentlich nicht. Eine Grundfläche von 0,5 m² sollte mindestens vorhanden sein, damit die Tiere auch im Gehege ein wenig laufen können. Auch hier wäre größer auf jeden Fall besser und wer seine Tiere liebt, der kann auch 1 m² von seiner Wohnung opfern um dort ein wirklich großes Gehege zu bauen.

Ratten klettern gern und wollen alles überblicken, darum sollte der Käfig nicht nur eine große Bodenfläche zum Laufen, sondern auch eine entsprechende Höhe zum Klettern haben. Ratten halten sich gern auf den oberen Etagen des Rattenkäfigs auf, weshalb Rattenkäfige immer mehrere Etagen aufweisen sollten. Wichtig ist beim Kauf auf einen Gitterabstand von höchstens 1- 1,5 cm zu achten, damit auch Jungtiere nicht ungewollt auf „Erkundungstour“ gehen können.

Ratten passen durch alle Öffnungen, durch die Ihr Kopf passt!

Kostengünstiger ist oft ein Käfig „Marke Eigenbau“, was sich gerade bei der Haltung von größeren Rattengruppen lohnt. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Käfig ideal den räumlichen Begebenheiten und vor allen den Bedürfnissen der Ratten angepasst werden kann. Eine einfache Möglichkeit ist ein altes Bücherregal oder einen alten Schrank zum Rattenheim umzubauen. Wichtig ist beim Bau darauf zu achten, dass die Türen aus Draht bestehen, damit sich die Luft nicht stauen kann. Das Holz kann mit einem speziellen schadstoffarmen “Sabberlack” / Spielzeuglack bestrichen oder besprüht werden. Dieser Lack kann ohne gefahr angeknabbert werden und das Holz ist somit leicht zu reinigen.

Es sollte auch einen zweiten Käfig geben (wenn auch kleiner), damit z.B. kranke Tiere dort vorübergehend gesund werden können.Wichtig ist auch, das für jedes Tier ein eigener Schlafplatz (z.B. Häuschen) vorhanden ist! Manchmal brauchen auch diese Tiere ein wenig Abstand voneinander.

Der richtige Standort

Da Ratten empfindlich auf Zugluft und Kälte reagieren, sollte der Käfig weder draußen im Schuppen noch auf dem Balkon stehen. Auch direkte Sonneneinstrahlung ist zu vermeiden. Günstig steht der Käfig so, dass die Tiere es hell haben, aber auch die Möglichkeit sich an schattigen Plätzen
zu verstecken. Weiterhin sollte der Standort des Käfigs Raumtemperatur haben, trocken und zugluftgeschützt sein (also nicht direkt zwischen Türe
und Fenster, am besten leicht erhöht (z.B. auf einem Tisch oder Regal). Da Ratten neugierige, an ihrer Umgebung sehr interessierte Tiere sind, ist
es ideal wenn das Rattenheim so steht, dass die Tiere am täglichen Familiengeschehen teilhaben können. Bei der Haltung im Kinderzimmer gibt es zu Bedenken, dass den Tieren nicht zuviel Lärm und Streicheleinheiten „zugemutet“ werden.

Ratten sind absolute Nichtraucher und haben empfindliche Lungen, auf den Genuss von Zigaretten und anderen Tabakwaren muss in den Räumen, in denn Ratten wohnen, verzichtet werden!

Die Einrichtung

Ratten sind neugierig und verspielt, brauchen aber auch Raum um sich auszuruhen. Ein Schlafhaus gehört als Versteck ebenso zur Grundausstattung, wie Plattformen, Röhren, Seile, Leitern, Äste, Hängematten, etc. Ein Schlafhaus aus Holz hat den Vorteil, dass die Tiere daran ihre ständig nachwachsenden Nagezähne abnutzen können. Häuser aus Kunststoff lassen sich besser reinigen. Hängematten, z.B. aus alten Handtüchern gefertigt, werden gerne genutzt. Sandkisten zum Graben und Buddeln, im Käfig oder beim Freilauf zugängig, gestalten das Rattenheim attraktiver.

Trinkflaschen sollen eigentlich nicht genutzt werden! Bieten Sie lieber eine Wasserschale an, es ist für die Tiere natürlicher aus einer Schale zu
trinken. Stellen Sie die Wasserschale auf eine Etage, die Wasserschale sollte so schwer sein und so fest angebracht werden, dass die Ratten sie
nicht runterwerfen können. Nur wenn es nicht anders geht, sollten Trinkflaschen gut am Käfig befestigt werden, aber doch leicht zum Auswechseln des Wassers rausgenommen werden können. Feste, schwere Futternäpfe, die nicht umgestürzt werden können und genug Platz bieten, damit alle Ratten problemlos gleichzeitig daran sitzen können, sind wichtig.

Nur der untereste Bereich im Gehege oder die Toiletten werden mit Einstreu versehen. Im Fachhandel werden viele Einstreuarten angeboten, die für Ratten geeignet sind, z.B. Hanfsteu, Maisstreu oder feines Buchenholzgranulat (nur die ganz feinen Sorten, grobe Granulate sind zu hart für die empfindlichen Füßchen) sowie Leinstreu (Euro Lin). Die normale Kleintierstreu staubt meist seht stark, viele Ratten vertragen das nicht besonders gut, außerdem, besteht sie häufig aus Nadelhölzern und deren ätherischen Öle reizen die Atemwege. Deshalb sollte so eine Einsteu nicht verwendet werden. Allergieratten können auch statt handelsüblicher Einstreu ausschließlich Papierschnipsel als Einstreu bekommen. Für die Toiletten eignet sich auch Spielsand, in dem die Ratten gern mal buddeln. Etagen werden mit Zeitungspapier, Pappe oder Küchentüchern ausgelegt und sind so leicht zu reinigen und weicher für die empfindlichen Füße.

Heu und Stroh eignet sich nur eingeschränkt, zwar knabbern manche Ratten gern dran und bauen sich damit schöne Nester. Allerdings sind die meisten Heuarten nicht geegient. Schlecht gelagertes Heu, das vielleicht noch in Tüten verkauft wurde, ist häufig stark mit Schimmel belastet. Gut gelagertes, grünes und kräuterreiches Bioheu, welches heißluftgetrocknet wurde ist hingegen durchaus geeignet, allerdings ist es nur schwer zu bekommen und sehr teuer. Grünes, getrocknetes Getreide (Hafer, Dinkel, Weizen) als Strohersatz macht den Tieren viel Spaß beim zerlegen, als Nistmaterial und manche fressen es auch.

Verwenden Sie kein Katzenstreu. Klumpstreu wird evtl. gefressen und kann im Magen der Tiere verklumpen und zum Tode führen. Auch der Staub von Klumpstreu ist gefährlich, er gerät beim einatmen in die Lungen und verklumpt dort was zu Lungenproblemen führen kann. Das normale Katzenstreu kann bei Verzehr giftig sein, außerdem ist Katzenstreu unnötig, da es bei einem regelmäßig gereinigten Käfig zu keiner stärkeren Geruchsbelästigung kommt.

Reinigung

Das gesamte Gehege sollte und muss mindestens einmal die Woche komplett gereinigt werden. Dazu setzten Sie die Ratten vorrübergehend in ihre Transportbox oder lassen sie frei laufen (aber vorsicht, dabei landen sie schnell im Putzeimer oder unter und in der Streutüte). Auf keinen Fall sollten die Ratten zwischen den Reinigungsmitteln herum laufen. Entfernen Sie die gesamte Einstreu aus dem Gehege. Wischen Sie alle Etagen mit heißem Wasser ab. Bei leichten Verschmutzungen können Sie etwas Seife oder Spülmittel in das Wasser geben. Urinflecken können mit Essigwasser oder Zitronensäure entfernt werden. In Wasser aufgelöstes Natron entfernt unangenehme Gerüche. Röhren und andere Spielgeräte sollten heiß abgespült oder zumindest ausgewischt werden. Wenn möglich, wird auch die Bodenwanne in der Dusche heiß abgebraust. Hängematten und Kuschelröhren sollten auch einmal die Woche austauscht und gewaschen werden. Mindestens einmal im Monat werden auch die Gitter und Wände vom Gehege abgewaschen. Anschließend wird neu eingestreut und erst wenn sich der Staub der Einstreu gelegt hat, dürfen die Ratten ihren Käfig wieder neu beziehen.

Ernährung

Viele Leckerlies, welche Sie im Fachhandel angeboten bekommen gehören absolut nicht zur tiergerechten Ernährung von Ratten. Knabberstangen,
Joghurtdrops, Nagergebäck und ähnliche Knabbereien enthalten zu viel Zucker und sind in größeren Mengen nicht unbedingt empfehlenswert. Sie
machen die Tiere nur dick, schädigen auf Dauer den Darm und die Backenzähne und sollten von daher nur sehr selten als besondere Belohnung gegeben werden (wenn überhaupt). Gesunde Leckerchen sind Nüsse, Kerne, Trockenobst und hin und wieder mal ein Stück ungezuckertes Poppcorn.

Der wichtigste Bestandteil des Rattenspeiseplans ist das Trockenfutter. Eine ausgewachsene Ratte benötigt etwa einen Esslöffel pro Tag. Ist der
Napf schnell leer ohne das die Ratten das Futter bunkern sollten Sie mehr Futter geben. Bunkern die Ratten sehr viel oder suchen sie sich nur die
leckersten Bestandteile aus dem Futter, sollten Sie weniger Futter geben. Im Zoofachhandel bekommen Sie geeignete Trockenfuttermischungen für
Ratten. Vorsicht: Ratten und Mäuse sind nicht die gleichen Tiere! Eine Futtermischung für Ratten und Mäuse oder für “alle Nager” sollte Ihnen daher schon verdächtig vorkommen…

Füttern Sie Frischfutter 1 x am Tag, aber nur in solchen Mengen, dass es schnell verzehrt wird. Geben Sie nur kleine Portionen und vergewissern Sie
sich, dass die Ratten Frischfutter nicht bunkern. Um Streit zu vermeiden sollte aber pro Frischfutterart immer ein Stück mehr gereicht werden als
Ratten im Gehege sind. Waschen Sie das Frischfutter vor dem Verfüttern gründlich.

Das Thema Ernährung ist eigentlich ein eigenes großes Kapitel und kann hier nicht ausführlich beschrieben werden. Bitte Informieren Sie sich daher eingehend bei Experten (z.B. im Tierheim) über die richtige Ernährung von Ratten!