Der Trend zum Zweithund!

Hunde sind Rudeltiere! Im Laufe der Domestikation haben sie den Menschen als ihren Sozialpartner – als ihr „Rudel“, ihre Familie –  anerkannt. Im Rudel herrscht eine klare Rangordnung, d.h. ihr Hund wird Ihnen gerne die Führung des Rudels überlassen, solange Sie sich – in den Augen des Hundes – der Führung würdig erweisen.

Zu einem glücklichen, gut sozialisierten Hund gehört der Kontakt zu Artgenossen, mit denen er kommunizieren, spielen, rennen kann. Sollten Sie einen Einzelhund halten, achten Sie bitte darauf, dass er ausreichenden Kontakt zu anderen Hunden hat.

So sehr Sie sich auch um ihren Hund kümmern – so ganz können Sie ihm seine Artgenossen nicht ersetzen. Der Hund hat im Laufe der Jahre gelernt, die Zeichen, Laute und Mimik des Menschen zu deuten – mit seinen Artgenossen spricht er jedoch „die gleiche Sprache“ und hat gleichgelagerte Interessen.

Das ist der Grund, warum sich viele Menschen einen Zweithund anschaffen.

Vorüberlegung

a) An erster Stelle müssen Sie die Wünsche, Bedürfnisse und Eigenarten Ihres Ersthundes berücksichtigen!

Haben Sie einen besonders ängstlichen Hund, würden Sie ihm mit einem dominanten Zweithund sicherlich keinen Gefallen tun. Auf der anderen Seite könnte ein netter, aber selbstbewusster Artgenosse Ihren Ersthund unterstützen und ihm helfen, Ängste abzubauen. Auch bei aggressiven Hunden muss – zum Wohl des Zweithundes – genauestens geprüft werden, ob es zu verantworten ist, einen Zweithund hinzu zu nehmen.

Ob Sie dann eine Hündin zu einem Rüden oder einen großen zu einem kleinen Hund nehmen, ist dann Ihren Vorlieben überlassen. Gleichwohl sollten Sie – wenn Sie sich für einen bestimmten Hund entschieden haben – ausprobieren, ob die Chemie zwischen den Hunden stimmt! Es kann von Vorteil sein, wenn sich die Hunde von Rasse oder Körperbau ähneln (ein Dackel wird im Zweifel nicht mit so viel Enthusiasmus und Ausdauer neben Ihrem Fahrrad herlaufen wie ein Windhund).

b) Bedenken Sie die Verdoppelung der Futter-, Zubehör- und Tierarztkosten. In manchen Städten geht sogar die Hundesteuer mit der Anzahl der im Haushalt gemeldeten Hunde überproportional hoch. Kostet der Ersthund nur 86 € / Jahr, so kosten 2 Hunde schon jeweils 105 € (insgesamt also 210 €!).

c) Wenn Sie sich bei Ihrem Ersthund schon nicht durchsetzen können (Ihr Hund z.B. trotz Ihres Rufens weiterhin zielstrebig den entgegenkommenden Jogger oder Hund anstrebt), wird er mit einem „Kumpel“ sicherlich erstrecht nicht darauf achten, was sein Mensch hinter ihm herbrüllt. Zwei Hunde entwickeln eine Eigendynamik, die – wenn sie ins Negative kippt – sehr anstrengend und nervig für den Hundehalter sein kann.

d) Auf Sie kommt zudem doppelte Erziehungsarbeit, Hundeschule oder vielleicht auch Hundesport zu. Doch auch hier kann man doppelt Freude gewinnen, wenn man z.B. mit der ganzen Familie / dem Partner und beiden Hunden am Kurs teilnimmt.

e) Wenn Sie zur Arbeit oder abends ins Kino gehen, ist Ihr Hund nicht alleine. Er hat ein Rudelmitglied bei sich. Hunde passen aufeinander auf und beschäftigen sich miteinander. Und Sie brauchen kein allzu schlechtes Gewissen zu haben, wenn Sie mal nicht ganz so viel Zeit mit Ihren Hunden verbringen können. Was nicht hei&szligen soll, dass es reicht, wenn Sie die Hunde in den Garten schicken, statt mit ihnen spazieren zu gehen.

f) Die Hunde dabei zu beobachten, wie sie miteinander spielen, kommunizieren oder aufeinander aufpassen, ist für einen Hundeliebhaber eine wahre Freude! Sie werden bald sehen, dass sich die Rangordnung innerhalb des Rudels neu formiert. Der Ersthund ist nicht automatisch „der Chef!“. Ist die Rangordnung jedoch geklärt, werden Sie sich wundern, was für interessante Regeln es gibt!

g) Gleichwohl ist es Ihre Aufgabe als „Rudelführer“, darauf zu achten, dass kein Tier unterdrückt wird. Bei zwei Hunden kann es zu Futterneid kommen, die Futternäpfe werden am besten ein Stück voneinander entfernt abgestellt. Auch sollte man – je ausgeprägter das Geltungsbedürfnis des Leithundes ist – dem ranghöheren Tier als erstes einen Kauknochen aushändigen und den rangniederen Tieren erst danach. Abhängig von den Verhaltensweisen der Hunde ist dies oftmals jedoch nicht notwendig.

h) Auch oder gerade mit zwei Hunden kann man wunderbar spielen. Ein Hund, der sonst nicht allzu viel Spaß am Spielen hatte, wird sich vielleicht durch einen Artgenossen zum Mitspielen auffordern lassen. So gewinnt vielleicht ein älterer Hund wieder etwas Elan und Lebensfreude. Wobei man einen Seniorhund mit einem quirligen Welpen nicht unbedingt glücklich macht.

i) Auch wenn zwei Hunde oder mehr vorhanden sind, werden Sie immernoch das „Ein und Alles“ für Ihre Tiere sein! Sie brauchen keine Angst zu haben, dass Sie dann bei Ihren Hunden abgeschrieben sind. Im Gegenteil – wahrscheinlich wird es abends auf dem Bett nur umso enger sein, da beide versuchen werden, möglichst nah bei Ihnen zu sein!

Sollten Sie einen passenden Zweithund im Tierheim gefunden haben, so gönnen Sie sich, Ihrem Ersthund und Ihrem potenziellen Familienzuwachs eine ausreichende Kennenlernphase!

Empfehlung

Kommen Sie mit Ihrem Ersthund zum Tierheim und machen Sie mindestens 3 Probespaziergänge. Das fachkundige Pflegepersonal wird Sie dabei unterstützen und Sie professionell beraten, ob die Hunde zusammen passen oder nicht.

Nach Absprache kann für ein paar Stunden ein Pflegevertrag abgeschlossen werden, so dass Sie auch in den eigenen vier Wänden austesten können, ob die Chemie zwischen den Hunden stimmt.
Oder vielleicht ist sogar eine Katze mit im Hause und Sie möchten schauen, wie der neue Hund auf die Katze reagiert oder sogar umgekehrt, was sagt die Katze zu noch einem Hund.

Bitte denken Sie immer daran: für Sie ist es „nur“ eine Enttäuschung, wenn der Zweithund nicht bei Ihnen bleiben kann – für den Hund selber ist es jedoch ein erneutes „Verstoßen-Werden“.